Langsam wird es Herbst und die Vogel- und Heuschreckenstimmen verstummen. Da muss die Stille doch mit anderen Geräuschen gefüllt werden. Und was eignet sich dafür besser als ein am Wegesrand wachsenden Grashalm?! Jeder von euch hat doch sicher schon mal auf einem Grashalm gepfiffen oder es zumindest versucht. Falls nicht, es ist gar nicht so schwer: Einfach einen Grashalm straff zwischen die Daumen und Handballen klemmen und durch den engen Spalt im Daumenbereich Luft pusten. Der/die interessierte Pfeifnase wird festgestellt haben, dass es auf unterschiedlichen Gräsern unterschiedlich gut geht. Und da wir ja Naturkundler*innen sind, haben wir eine kleine wissenschaftliche Testreihe gemacht und nutzen die Gelegenheit, ein paar Grasarten vorzustellen.
Deutsches Weidelgras (Lolium perenne)
Man findet es sehr häufig auf Parkrasen, sehr intensiv genutzten Weiden und an Wegrändern. Die Blätter sind glatt glänzend und sehr stabil, sodass sie nicht zu leicht reißen, wenn man sie zwischen den Fingern spannt. Sie sind aber auch nicht zu fest, sodass sie sich sehr gut für erste Pfeifversuche eignen. Falls man noch Reste der Blütenstände findet, erkennt man die Art leicht an den Ähren mit den anliegen flachen Ährchen deren Hüllspelzen unbegrannt sind und etwa dreiviertel so lang sind wie die Ährchen.
Glatthafer (Arrhenatherum elatius)
Das typische Gras unserer Wiesen ist dort meist auf frischen bis wechseltrockenen Standorten bestandsbildend. Die Blätter sind flach mit kurzen Blatthäutchen und eignen sich ebenfalls sehr gut zum pfeifen.
Fuchsrote Borstenhirse (Setaria pumila)
Dieses Gras lässt sich sehr leicht an den fuchsroten Borsten im ährigen Blütenstand erkennen 😛 Es wächst an Wegrändern, in Weinbergen und an Rändern von Äckern. Zum Pfeifen eignen sich die weichen Blätter nicht so gut, weil sie leicht zerreißen. Dafür sind die Ähren aber sehr gut dafür geeignet, andere Leute zu kitzeln.
Wald-Schwingel (Festuca altissima)
Ein typisches Waldgras, das man an der matten, blaugrünen Blattoberseite und der glänzend dunkelgrünen Blattunterseite gut erkennen kann. Die Blätter sind meistens etwas eingerollt und hängen so über, dass die Unterseite nach oben zeigt. Pfeifen auf dem Wald-Schwingel ist eher schwierig, da die Blätter hart und breit sind. Mit sehr hohem Luftdruck kann man aber sehr laute Töne hervorlocken. Für die, die das nicht hinkriegen noch ein Tipp: die Blätter quietschen auch, wenn man sie zwischen den Fingern durchzieht.
Schmalblättrige Hainsimse (Luzula luzuloides)
Sie gehört gar nicht zu den Gräsern im engeren Sinne, sondern zu den Binsengewächsen. Diese unterscheiden sich von den Süßgräsern dadurch, dass die Blüten sechs häutige Perigonblätter (d.h. Blütenblätter, die sich nicht in Kron- und Kelchblätter unterscheiden) haben, die Stängel meist markgefüllt sind und keine für die Süßgräser typischen Knoten besitzen. Bei Hainsimsen sind die Blätter stets bewimpert. Die Schmalblättrige Hainsimse unterscheidet man von der ähnlich aussehenden Waldhainsimse an den schmäleren Blättern. Sie wächst in Horsten in bodensauren Wäldern. Das Pfeifen stellt aber eine gewisse Herausforderung dar.
Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa)
Hat sehr sehr feine dünne Blätter und wächst in bodensauren Wäldern und auf Magerrasen. Die Blätter sind so dünn, das man da eigentlich gar nicht darauf pfeifen kann. Nur eine wahre Oberpfeife ist dazu in der Lage und erhält mit etwas Glück von dem/der derzeitigen Rekordhalter*in eine Kugel Eis.
Wem die Gräser zu langweilig sind, kann sich auch an anderen Blättern versuchen. Spitzwegerich funktioniert z.B. auch ganz gut und selbst Buchenblätter sind musikalisch. Also übt fleißig bis zum Winterseminar, wir freuen uns auf ein Pfeifkonzert. Es gibt übrigens auch wintergrüne „Gräser“ z.B. die Wald-Segge auf deren W-förmigen Blättern das Pfeifen aber nicht ganz so leicht ist. Und vielleicht findet ihr ja auch noch andere Pflanzenteile, auf denen man Musik machen kann (-;
Clara und Noah